Ein Fest in Slowenien

Ein Fest in Slowenien

Vom 23. bis zum 30. Juli fand das 8. jährliche Treffen der slowenischen Tolkiengesellschaft statt und die ÖTG war erstmals ein Teil davon.

Seit 1999 veranstaltet die Slowenische Tolkiengesellschaft jeden Sommer ihr jährliches Treffen. Bereits im April beim Mereth Ethuil waren David, der derzeitige Präsident der Drustvo Gil-Galad (Verein Gil-Galad, der offizielle Name der slowenischen TG) und Blaz kräftig für ihr Treffen. Drei ÖTG-Mitglieder waren schließlich dabei: Christoph (besser als Mucki bekannt), Jonathan und ich. Bis Freitag war allerdings ich die alleinige Vertreterin der ÖTG. twas unsicher ging ich die Reise an, immerhin verstand ich, bis auf einige Kleinigkeiten, kein Slowenisch und kannte nur zwei Mitglieder Gil-Galads, den Rest nur aus dem Forum. Aber man empfing mich mit offenen Armen und die Leute bemühten sich, so viel wie möglich englisch zu reden (manchmal auch deutsch), damit ich an den Gesprächen teilnehmen konnte. Es war wie in eine große Familie aufgenommen zu werden.
Was mir sofort auffiel, war der niedrige Altersdurchschnitt. Ich mit meinen 18 Jahren, lag im unteren Mittelfeld; wenn ich mich recht erinnere, war der älteste der Anwesenden 28. Ältere Mitglieder gibt es, aber sie waren nicht auf dem Fest. Die Umgebung war wunderschön: Wir wohnten in einem Selbstversorgerhaus; rundherum war nur Wald, sonst nichts. Vor etwa 100 Jahren existierte dort noch ein Dorf, Podstene. Dementsprechend sah es auch mit der Strom- und Wasserversorgung aus. Wir hatten einen benzinbetriebenen Stromgenerator und das Wasser musste aus einem Depot zu uns hinaufgepumpt werden. So waren wir auf zwei Dixie-Klos angewiesen und benutzten eine selbstgebaute Dusche (großes Lob an die Erbauer Jost und David). Trotz der besonderen Situation klappte alles reibungslos.

Die Tage verliefen sehr entspannt: Wir hielten uns nicht sehr streng an das Programm und hatten so auch viel Zeit zum Reden, wodurch ich einige Leute besser kennen lernte, was mich sehr freute. Das soll aber nicht heißen, dass wir das Programm gänzlich ignorierten: Wir backten Lembas-Brot – in der Glut, weil ein Ofen fehlte. Es kam als schwarze, flache Schuhsohle heraus, innen schmeckte es allerdings sehr gut; man musste es sozusagen schälen.
Dann bauten wir zwei große Schaumstoffkeulen, mit denen wir auf einem horizontal liegenden Holzpfahl kämpften, ein gnadenloser und unheimlich witziger Sport (mein Gegner David hat mich haushoch besiegt, welche Überraschung).
Auf einer Nachtwanderung verirrten wir uns auf der Suche nach Sloweniens ältester Birke (sie wurde zwei Tage später bei der Tagwanderung gefunden), legten uns schließlich auf einer Lichtung ins Gras und lauschten den Geräuschen des Waldes. Ein Schwertkampfworkshop fand statt, gefolgt von einem, in dem wir mittelalterliche Tänze lernten; ein Kalligraphieworkshop forderte unsere Schönschreibkünste heraus und eine Diskussion über Tom Bombadil regte uns zu sehr interessanten Ideen an.
Beim Turnier im Langbogenschießen nahm ich dem Koch den zweiten Platz weg und hätte um ein Haar mein Recht auf Mahlzeiten verloren. Eine äußerst lange Nacht endete mit einem vom Sonnenaufgang begleiteten Zahnputzworkshop. Samstagvormittag kämpften Hobbits gegen Orks im Rahmen eines LARPs und am Abend desselben Tags gaben David und Blaz ihre Feuerspeiherkünste zum Besten.

Natürlich fand auch ein Tolkienquiz statt, bei dem Menschen, Elben, Hobbits und Zwerge (unser Schlachtruf: “Khazad, Khazad, bum bum bum!”) ihr Wissen unter Beweis stellen konnten. Und natürlich hatten wir jeden Abend ein Lagerfeuer, an dem slowenisches Bier, Lasko, und Wein getrunken, geredet und vor allem gesungen wurde.
Die Drustvo Gil-Galad hat ein eigenes Liederbuch. Darin enthalten sind Lieder aus einigen von Tolkiens Werken (zum Teil selbst vertont, zum Teil mit Melodien des Tolkien Ensembles); es gibt Trinklieder (vorwiegend auf Deutsch, aber auch irische), mittelalterliche Lieder (auf Deutsch, Spanisch, Gallego, Französisch) und ganz viele slowenische, mit besonderem Augenmerk auf Prekdalnih mrzlih gor v megli, was so etwas wie die Hymne des Vereins ist.
Man sieht also, wir waren alles andere als untätig und dazwischen war immer wieder Zeit Die Siedler von Catan oder Magic – The Gathering zu spielen (schließlich habe sogar ich es gelernt) oder einfach im Gras zu liegen und zu entspannen. Wenn ich an diese acht Tage zurückdenke, fällt mir tatsächlich nichts Negatives ein. Der Ort, die Menschen, das Wetter, das Essen, die Workshops, es war alles wundervoll. Das Fest baute auf Zusammenarbeit und gute Laune und das hat man auch gemerkt.
Ich möchte mich an dieser Stelle nochmals für alles bedanken (auch dafür, dass ich nicht abwaschen musste ;) aber ich hätte es mit Freuden gemacht) und ich bleibe Gil-Galad sicher noch ein Weilchen erhalten.

Elisa “Thalikemeniel” Jiménez

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