Island: Feuer und Eis, Trolle, Riesen, Elfen
Wusstet ihr, dass es in Island eine Elfenbeauftragte gibt, welche die Behörden bei Infrastrukturprojekten berät, damit auf Elfen-Heimstätten genügend Rücksicht genommen wird? Über 50% der IsländerInnen glauben an die Existenz des “verborgenen Volks”.
Als ich kürzlich den Film “Wikinger” im IMAX-Kino sah, erweckten die darin gezeigten tollen Landschaftsbilder von Island meine Nostalgie nach dieser seltsamen Insel im nördlichen Atlantik. Ich habe sie im Juli 2004 bei einer 15-tägigen Rundreise kennen gelernt und war tief beeindruckt. Bis heute ist dieses Gefühl der Großartigkeit, des Zaubers glasklarer Luft, der Weite und Tiefe der Landschaften und ihrer interessanten Menschen in mir wach. Island, Insel von Feuer und Eis, ist etwas ganz Besonderes.
Die Reise führte entlang der so genannten Ring-Straße, welche erst seit relativ kurzer Zeit alle Küstengebiete der Insel, die westlichen, nördlichen und östlichen Fjorde und das südliche Schwemmland über asphaltierte Straßen erschließt. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Transport zu Fuß oder auf dem Rücken der trittsicheren und widerstandfähigen Islandpferde getätigt, es gab kaum Straßen und Fahrzeuge. Nach seiner Blüte im frühen Mittelalter war Island ein unterentwickeltes und armes Bauernland geworden. Industrieller Fischfang brachte während der beiden Weltkriege einen wirtschaftlichen Aufschwung, und 1944 kam die Unabhängigkeit. Es wurden große Anstrengungen zur Verbesserung der Infrastruktur und Anhebung des Bildungsniveaus unternommen, es entstanden dezentrale Internatsschulen – jetzt vielfach im Sommer als Hotels genutzt. Heute ist Island ein ganz modernes, offenes Land mit hoher Lebensqualität und einer der höchsten Lebenserwartungen der Welt, die meisten Leute sprechen ausgezeichnetes Englisch, und nach dem Fischfang ist der Tourismus bereits der zweite Wirtschaftsfaktor geworden.
Island hat heute ca. 280.000 EinwohnerInnen, der Einfluss des American Way of Life ist groß und Fast Food ersetzt langsam die traditionelle, so gesunde, weil auf Schaffleisch und Fisch basierende Ernährung. Trotz Bildungsinvestitionen ist die Landflucht groß, und mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt in städtischen Agglomerationen wie Reykjavik, Keflavik, Akureyri. Aber wenige verlassen Island, und es ist das geburtenreichste Land Europas. Island ist wohlhabend und überwältigend teuer! Die Menschen arbeiten lange und haben oft mehrere Jobs, um sich ihr eigenes Land leisten zu können, alle Jugendlichen und StudentInnen leisten Ferienarbeit. Die IsländerInnen kennen traditionell keine Familiennamen, an den Vornamen des Vaters wird “Sohn” bzw. “Tochter” angehängt (z. B. Tomas Johanson oder Gudrun Johandottir, die Kinder des Tomas Johanson sind dann Thorvald Tomasson oder Kristin Tomasdottir). Bei ledigen Müttern soll man sich angeblich mit “Hansson” oder “Hansdottir” behelfen, “hans” bedeutet nämlich einerseits “Hans” aber auch “von ihm sein”, und Letzteres stimmt ja immer. Das Telefonbuch ist konsequenterweise nach Vornamen angeordnet!
Der Tourismus bietet Rundreisen, Trekking-Touren, Gletscherskilauf und konzentriert sich auf die drei Sommermonate der hellen Nächte. Da gibt es den Eindruck der tausend Fjorde und grünen Weiden zwischen steilen Felsküsten, und es gibt den Eindruck des unwirtlichen, unbewohnbaren und im Winter unpassierbaren Hochlands mit Vulkankratern und riesigen Gletschern. Es gibt eine große Vielfalt an Seevögeln, Wale und Delfine, einsame Siedlungen und Kirchlein. Es gibt ständig brodelnde Schlammtöpfe, Geysire, Kraterkegel, Basaltformationen, Vogelbrutfelsen, Heimat- und Hexenmuseen, jede Menge gigantische Wasserfälle und Wandern über noch dampfende, an Mordor gemahnende Lavafelder.
Die Einsamkeit der verstreuten Gehöfte entlang der Küsten ist beeindruckend, manchmal ein wenig bedrückend; besonders in den “Westfjorden”, wo man gerade einen Hof pro Fjord sieht – es sind nur mehr 300 km bis Grönland! Hier galten die BewohnerInnen als zauberkundig und gefährlich. Rot gestrichene Bauernhäuser leuchten gegen das sommerliche Grün der Weideflächen und das Graugelb oder Schwarz der waldlosen Felshänge. Irgendwo weit weg, unter einem Felsen, von dem ein Wasserfall donnert, steht eine Pferdegruppe. Die Islandpferde (man darf sie ja nicht Ponys nennen!) werden heute oft mehr aus Nostalgie denn aus Nutzen gehalten, sie gehören zur isländischen Identität. Ihr Bestand geht auf die Erstbesiedlung zwischen dem 9. und 10. Jahrhundert zurück, es gab seither keine Einkreuzungen. Neben etwas Rinderzucht beeindruckt die fast archaische Schafhaltung: Denn die Muttertiere, meist mit zwei Lämmern, werden von April bis Oktober in völliger Freiheit gelassen, Minigrüppchen treiben sich in der Wildnis herum, kaum sichtbar als kleine weiße Flecken auf steilsten Hängen fernab jeder Ansiedlung. Ihr Fleisch ist absolut “bio”, ihre Wolle dicht, sie knabbern saftige Kräuter, die aus der Vulkanerde sprießen. Das Einholen der Schafe im Spätherbst ist ein Volksfest, und manche “Spezialisten” sind tagelang per Pferd unterwegs, um alle versprengten Schafe zu finden und in Pferche zusammenzutreiben. Diese Form der Schafhaltung ist aufwändig und teuer, und Island hat heute mit harter Konkurrenz bei Fleisch- und Wollproduktion z. B. durch Neuseeland zu tun. Auch der Fischfang ist durch das Moratorium für Walfang und den Rückgang der Heringsausbeute etwas in der Krise.
Wegen des Fehlens von Bäumen und des niedrigen dichten Grases und der intensiv bunten Blumen ist man an hochalpine Landschaften erinnert. Wunderbares kaltes Gebirgswasser kommt aus dem Wasserhahn, aber das warme Wasser aus der Dusche riecht oft nach Schwefel, es kommt meist direkt aus einer hauseigenen oder nahen Thermalquelle. Die Höfe und viele Hotels haben eigene “Hot Pots”, wo man sich nach den Wanderungen suhlen kann. Energie aus Wasserkraft und Geothermik sind billig, und man sagt, dass die Haupstadt Reykjavik eine Fußgängerzone mit Fußbodenheizung habe! Viele der Vulkane sind noch aktiv, es kommt immer wieder zu Ausbrüchen. Der größte Gletscher Europas, der 8200 km2 große Vatnajökull bedeckt ein Zehntel der Insel. 1996 brach unter dem Eis ein Vulkan aus, was Wissenschaftler recht begeisterte. Die unteren Eisschichten schmolzen, die Eismassen begannen zu rutschen (“Gletscherlauf”) und ein rasanter Strom von Schlamm und Steinen überflutete Teile der Südküste. Die heutigen Frühwarnsysteme verhindern größere Katastrophen, aber über Jahrhunderte lebten die IsländerInnen mit der Bedrohung der unberechenbaren Vulkane, welche die Landschaften ständig verändern. Der Snaefelljökull diente Jules Verne als “Einstiegskamin” für seine Forscher in “Die Reise zum Mittelpunkt der Erde”, bekannt ist auch die “Hekla”, deren Namen im Europa des Mittelalters als Synonym für “Hölle” galt.
An den Küsten bewirkt der Golfstrom ein eher mildes Klima, im Landesinneren allerdings kann es arktisch werden. Den Namen EISLAND erhielt die Insel von einem der ersten frustrierten Wikinger-Siedler, dessen Rinder verhungerten, als in einem rauen Winter die Bucht, an der er siedelte, zufror. Viele Sagen erzählen von den Schrecken des Winters und der Nacht, den jäh aufkommenden Nebeln, von Eisregen, vom Verirren und Begegnungen mit Geistern und Geächteten. Bei Sonne ist die Luft glasklar und von einer unglaublichen Reinheit. Die Mitternachtssonne, das andauernde Licht versetzt einen in eine euphorische Stimmung, man will gar nicht schlafen. Aber auch im Hochsommer bleibt das Wetter sehr wechselhaft, man muss stets alle “Zwiebelschalen” der Bekleidung, vom T-Shirt bis zum wind- und regenfesten gefütterten Anorak, Wollmütze und Handschuhe sowie Bergschuhe für das Geröll und spitze Lavagestein bei sich haben.
Eine solche Landschaft, von Einsamkeit, Licht, Dunkelheit und Nebel, voll Gefahr, von sehr spröder Schönheit, der kurze Sommer, die langen Winter, prägen das Denken und Verhalten der Bevölkerung, und trotz ihrer heutigen Modernität wirken die IsländerInnen robust, zäh, naturverbunden, voller Pioniergeist.
Neben dieser Landschaft stellen sich Geschichte und isländische Kulturgeschichte als einzigartig dar. Ab dem Jahre 880 fuhren etwa 20.000 Menschen auf ihren seetüchtigen Schiffen in den Westen, um in Island den Hegemonieansprüchen des norwegischen Königs Harald Schönhaar zu entgehen. Von Island aus wurden in der Folge Grönland und “Vinland” (in Amerika) besiedelt. Die isländische Bevölkerung ist sehr homogen. Da es seit der Ansiedlung vor 1000 Jahren kaum Zuwanderung gab, sind fast alle Isländer irgendwie miteinander verwandt. Das dominierende “norwegische” Element der blonden blauäugigen Menschen wird durch einen kleinen genetischen “dunklen” Strang keltischer Herkunft ergänzt, da viele Sklaven und/oder Frauen aus Irland und Schottland verschleppt wurden. (Es gibt ein interessantes Gen-Forschungsprojekt, das auf dieser genetischen Homogenität und Kontinuität basiert, in dem mittels einer, die Gesamtbevölkerung erfassenden Genbank und DNA-Analysen Erbkrankheiten studiert werden.)
920 wurde das Allthing, eine Volksversammlung, gegründet, zu der alle Freien Bauern jährlich für 14 Tage zusammentrafen um Rechtsfälle zu behandeln. Das Thingvellir befindet sich auf einer Hochebene neben einem See im Südwesten der Insel, wo es Platz für Zelte und Wasser und Weiden für Pferde gab.
Diese “Bauernrepublik” kannte keine Regierung, und nur einen ernannten Beamten, den “Gesetzessprecher”. Um einen Bruderkrieg zwischen der heidnischen und der christlichen Fraktion zu vermeiden, entschied im Jahre 1000 das Thing aus freien Stücken, das Christentum für ganz Island anzunehmen (daheim wurde noch lange der “private” Glaube praktiziert, und “Thor” in verschiedenen Kombinationen ist noch immer ein sehr häufiger Vorname). Dreihundert Jahre lang konnten die IsländerInnen ihre Selbständigkeit erhalten, bevor sie unter norwegische, später dänische Oberhoheit gerieten und wirtschaftlich sowie kulturell verarmten. Mit dem Christentum kam die Schriftkunde. Anders als in Europa gelang es, sie zur Bewahrung des alten, vorher mündlich tradierten Wissens (Chroniken, Mythen, Sprüche) zu nutzen. Schon früh hatte Island eine besondere Berufsgruppe, die Skalden hervorgebracht, die als Hofsänger/Chronisten eine hochkomplizierte, fast manieristisch anmutende Form der Dichtkunst entwickelten. Es sind die Namen von 250 isländischen Skalden überliefert, die oft auch an nordischen Feudalhöfen dienten, einer davon Egil Skallagrimsson, der Held der Egil-Saga. So blieb Einiges von den Skaldengesängen erhalten, die Schrift diente auch für Geschichtsschreibung und das Erdichten von Neuem. Im 12. und 13. Jahrhundert kam es zu einer einzigartigen Blüte literarischer Produktion und es entstanden die etwa 35 – 40 “Island-Sagas”, chronikartige Dichtungen über Familien und bäuerliche streitbare Helden der Siedlungs- und Wikingerzeit. Sie sind in ihrem lebendigen naturalistischen, oft satirischen Stil erstaunliche Werke ihrer Zeit. Einer der berühmtesten dieser Dichter-Gelehrten war Snorri Sturluson, ein mächtiger Großbauer. Er ist u. a. der Verfasser der Egil-Saga, aber besonders berühmt für die “Prosa- oder Snorra-Edda”. Ohne diese Sammlung von Mythen, Sprüchen, Erzählungen und Liedern, mit denen Snorri die sehr komplizierte und überfeinerte Kunst der Skaldendichtung im Bezug auf alte Spruchweisheiten und Dichtungen demonstriert, wäre unser Wissen über die Götterwelt der frühen Germanen viel ärmer. Die Snorra-Edda macht allerdings nur Sinn, wenn der Verfasser bei LeserInnen und HörerInnen ein breites lebendiges Wissen über heidnische Mythen und Geschichten voraussetzen konnte, auf die Bezug genommen wird. Auch die “Lieder-Edda” entstand in Island, und bis heute streiten die Gelehrten über das Alter dieser Texte bzw. ihre Bezüge zueinander.
Die isländische Sprache stammt vom Altnorwegischen und hat sich seit der Siedlungszeit viel weniger als die anderen germanischen Sprachen verändert. Ein isländisches Kind kann auch heute ohne große Probleme die Originaltexte der Island-Sagas lesen und verstehen. Und jedes Kind kennt die Island-Sagas! Altes Wissen und alte Vorstellungen haben bis ins heutige Island überlebt, das kulturelle Erbe ist essenziell für seine Identität. Stets gab es ein waches Interesse für die Erzählkunst, dafür spricht auch der heutige literarische Output mit europaweit der höchsten Zahl an verlegten Büchern pro Kopf. Erzählungen von Göttern, Riesen, Trollen, Wiedergängern und Elfen wurden in den langen Nächten des nordischen Winters weitergegeben und finden sich in Märchen, Sagen und im Liedgut wieder. In der Landschaft stehen die Riesenfelsen, die Steine der Trolle, die Hügel der Elfen, der Glaube an die beseelte Natur ist tief verankert. Die isländischen Elfen entsprechen allerdings weder dem uns aus Romantik oder “Peter Pan” vermittelten Bild von um Blüten herumschwirrenden Wesen, noch den überhöhten Edel-Gestalten, wie sie von Tolkien entworfen wurden. (s. Anhang)
Elfenhügel sind magische Orte, so z. B. das “Schloss der Elfenkönigin” in Borgarfjördur Eystri, und es gibt noch mancherlei Plätze mit besonderer energetischen Kraft. Ich selbst bin ja nicht genügend sensibel für Energiefelder: beim Snaefelljökull, einem von Esoterikern geliebten Ort, verspürte ich nichts Aufregendes. Das Elfenschloss allerdings hatte wirklich Atmosphäre: hohes dichtes Gras, besonders üppige Blumen mit seltenen Arten wuchsen in großer Dichte, leichte Nebel zogen über das kleine Felsplateau, und es bedurfte gar nicht der Ermahnung unseres Guides, um die Gruppe verstummen zu lassen; schweigend umwanderten wir den Hügel.
Die wenigen Waldbestände waren von den Neusiedlern bald abgeholzt, und sie mussten sich neue Hausbau-Formen einfallen lassen. Ab dem 11. Jahrhundert lebten sie nicht mehr im germanischen Langhaus (von Tolkien im “Hobbit” als Beorns Haus beschrieben), sondern in Erdhäusern: Torfziegel wurden kunstvoll zu Wänden aufgeschichtet, eine Konstruktion aus Treibholz oder Walknochen trug das mit Grassoden bedeckte Dach. Bei reichen Bauern entstand ein ganzes System von Kammern und Gängen. Im 19. Jahrhundert kamen Holz oder Wellblech. Jetzt werden die verfallenden Erd-Häuser mühevoll renoviert, manche als Heimatmuseen. Wenn die kleinen Fenster nicht eckig wären, sähen wir doch Hobbithäuser pur!
Ich sah eine Buchhandlung Frodi und stieß auf den Ortsnamen Gimli. In Asbyrgi zeigt man ein von einer hufeneisenförmigen Felswand umgebenes Tal, dort hinterließ Sleipnir, das achtbeinige Pferd Odins, seinen Hufabdruck. Viele Gehöfte tragen noch die gleichen Namen wie in den Island-Sagas, dies gibt ein Gefühl ununterbrochener Kontinuität. Am letzten Tag meiner Reise – nach einer tollen Walbeobachtungstour! – besuchte ich im Kulturhaus Reykjaviks eine Sonderausstellung alter Handschriften: Dort zeigte man Originale der Egil-Saga, den berühmten Codex-Regius der Edda und eine Snorra-Edda. Die MS dieser Werke lagen lange in Kopenhagen und wurden erst Anfang der Siebzigerjahre des 20. Jahrhunderts feierlich an Island restituiert.
Es ist bekannt, wie sehr Tolkien aus den Quellen der nordischen Mythen schöpfte und das Studium des Altnordischen war zwingender Bestandteil des Studiums des Altenglischen. In der “Edda” fand Tolkien die Namen der Zwerge für den “Hobbit”, dort kommen Gandalf und die Idee der Licht- und Dunkelelben her. Der schillernde, manchmal aufbrausende Wanderer Wotan/Odin, der Namen und Gestalten wechselt, findet bei Gandalf und den anderen Zauberern seinen Niederschlag. Da ist Sigurd, der Drachentöter, und es gibt einen König Frodi. Carcharoth und Beren Einhänder haben ihr Vorbild beim Fenriswolf, der dem Gott Tyr die Hand abbeißt.
Aus Carpenters Tolkien-Biografie ist zu entnehmen, dass eine ganze Reihe von Au-Pair-Mädchen für Tolkiens Kinder aus Island geholt wurden: diese haben sicherlich nicht das Isländisch gefestigt, sondern die Tradition der Skalden durch Erzählen isländischer Märchen und Sagen und das Singen von Elfenliedern fortgeführt.
Alduild “Fimbrethil” Fürst
Anhang: Die Entstehung der Elfen
Einmal geschah es, dass der Liebe Gott zu Adam und Eva auf Besuch kam. Sie begrüßten ihn herzlich, zeigten ihm ihr Haus und führten ihm ihre Kinder vor. Gott fand, dass sie vielversprechend aussahen. Dann fragte er Eva, ob sie außer jenen, die er gesehen hatte, noch andere Kinder habe. Sie sagte nein. Es war aber so, dass Eva nicht fertig geworden war mit dem Waschen all ihrer Kinder, und da sie sich schämte, sie Gott so vorzuführen, versteckte sie sie. Gott aber wusste davon, und er sagte: “Was immer vor mir verborgen wird, soll auch vor den Menschen verborgen sein.”
Die ungewaschenen Kinder wurden also für menschliche Augen unsichtbar, und sie lebten in Hügeln und Felsen. Von ihnen stammen die Elfen ab, so wie die Menschen von jenen Kindern abstammen, die Eva Gott vorgeführt hatte. Elfen können von Menschen nur erblickt werden, wenn sie es wollen. Sie ihrerseits können die Menschen sehen und sich ihnen sichtbar machen.
(Aus: Icelandic Folk and Fairy Tales, Icelandic Review, Reykjavik 2002, übersetzt aus dem Englischen von Fimbrethil)